Lieber Home-Office anstatt mehr Lohn

In einem Workshop diskutierten Experten aus Wissenschaft und Praxis über effiziente Jobvermittlung, welche Bedingungen als attraktive eingeschätzt werden und wie sich die online Stellensuche derzeit verändert.

Gleich zu Beginn des Jahres trafen sich Experten aus der Wissenschaft und der Praxis in Zürich, um über die digitale Stellensuche der Zukunft zu diskutieren.

Zum Workshop eingeladen haben Forschende des NFP 77: Michael Siegenthaler von der KOF-Konjunkturforschungsstelle (ETH) und Rafael Lalive von der Universität Lausanne. Conny Wunsch und Patrick Arni, die zusammen ebenfalls ein NFP 77 Projekt leiten, brachten in Präsentation die Erkenntnisse ihres Projekts ein. Alle vier Forschenden befassen sich im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes NFP 77 mit der digitalen Transformation bei der Jobsuche.

Digitale Kompetenzen werden unterschätzt

Conny Wunsch setzt sich mit der Frage auseinander, wie die Digitalisierung die Anforderungen an Arbeitnehmende verändert. Konkret hat sie untersucht, wie Stellensuchende die geforderten digitalen Skills in für sie relevanten Jobs einschätzen und dabei festgestellt: Die Kompetenzanforderungen werden unterschätzt, und zwar häufiger von Frauen, Bauarbeiter:innen und Arbeitnehmer:innen in weniger wissensintensiven Dienstleistungssektoren.

Weitere Forschungsresultate werden nach Abschluss der Forschungsarbeiten Ende 2024 präsentiert.

Micheal Siegenthaler und seine Forschungskollegen der Universität Lausanne und der ETH Zürich untersuchen mit Echtzeitdaten, wie arbeitslose Stellensuchende online Jobs suchen. Ziel ist es, die Erfolgsfaktoren der Jobsuche und die Trends auf dem Schweizer Arbeitsmarkt besser zu verstehen und die Stellenvermittlung zu optimieren.

Für diese Zusatzleistungen verzichten Arbeitssuchende auf mehr Lohn

Ein Fokus der Forschenden liegt auf der Rolle von Zusatzleistungen (Benefits) und den Löhnen bei der Stellensuche. Dessen Auswirkungen haben die Forschenden: Andreas Beerli (ETH), Stefano Fiorin (Bocconi University), Andreas Gulyas (Universität Mannheim), Mahsa Khoshnama (Princeton University), Daniel Kopp (ETH), and Michael Siegenthaler (ETH), in einem gross angelegten Online-Feldexperiment untersucht.

Während des Experiments wurden rund 150'000 Jobsuchenden auf den Stelleninseraten von 112 Schweizer Jobplattformen während drei Monaten zufällig zusätzliche Informationen über die Löhne und Benefits der ausschreibenden Firma gezeigt.

Spannend: Arbeitssuchende reagieren positiv auf die Transparenz des Gehaltes. Die Wahrscheinlichkeit, dass Arbeitssuchende die Anzeige überhaupt ansehen, steigt bei Lohntransparenz um 8-10 %. Ein 10 % höherer Lohn erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auch auf die Stelle bewerben, um weitere 3-5 % - ein positiver, aber recht kleiner Effekt.

Bietet der Arbeitgebende Zusatzleistungen an, werden diese als Teil des Lohnes wahrgenommen. Im Online-Experiment ergaben sich folgende Verhältnisse:

  • Jobsuchende sind bereit, auf ein 18 % höheres Gehalt zu verzichten, um für eine Firma zu arbeiten, die Home Office anbietet.
  • Ein Firmenwagen wurde mit einem 14% höheren Gehalt gleichgesetzt,
  • Eine vom Unternehmen gesponserte Kinderbetreuung entsprach einem um 9 % höheren Gehalt.

Wünschen Sie weitere Einsichten in Präsentationen zum Thema «Strategien und Ergebnisse der digitalen Stellensuche», melden Sie sich bitte per E-Mail an uns: nfp77@snf.chExternal Link Icon

Weitere Informationen zu den beiden NFP 77-Projekten: