Digitale Transformation: Forschung liefert Impulse für Regulierung, Design und Partizipation
Die Forschungsarbeiten sind abgeschlossen. In einer Rückschau würdigt Manuel Puppis, Professor für Medien- und Kommunikationspolitik, die Vielfalt und Relevanz der gewonnen Erkenntnisse im Modul 2.
Manuel Puppis ist Mitglied der Leitungsgruppe des NFP 77. Als Professor für Medien- und Kommunikationspolitik war er mitverantwortlich für die Auswertung der Forschungsresultate aus Modul 2. Im Interview zieht er eine erste Bilanz: Welche Erkenntnisse überraschten, welche bleiben besonders relevant – und was lässt sich für Politik und Gesellschaft daraus ableiten?
Herr Puppis, die Forschungsarbeiten in Modul 2 sind abgeschlossen. Was ist Ihr Gesamteindruck?
Das Modul war inhaltlich sehr vielfältig. Forscherinnen und Forscher aus zahlreichen Disziplinen haben sich mit der digitalen Transformation von Öffentlichkeit und Gesellschaft sowie mit den Herausforderungen für die Gestaltung und Regulierung von KI und Algorithmen befasst. Die Projekte liefern fundierte und überzeugende Antworten auf die Fragen, die in der Ausschreibung formuliert wurden.
Welche Resultate oder Projekte sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Mehrere Projekte zeigen, wie digitale Mittel die politische Partizipation fördern können – etwa durch neue Formen des digitalen Dialogs. Auch der Einfluss algorithmischer Selektion auf die Information der Bevölkerung wurde intensiv untersucht. Auffällig war zudem, dass Angestellte oder pflegebedürftige Personen digitale Technologien oft als potenzielle Instrumente der Überwachung wahrnehmen. Und nicht zuletzt regen Projekte aus der Philosophie und Informatik dazu an, unsere Erwartungen an Technologie zu hinterfragen und über Wege zur Sicherung von Grundrechten und Gerechtigkeit nachzudenken.
Gab es Erkenntnisse, die Sie überrascht haben?
Ja, zum einen die philosophische Einsicht, dass es nicht um Vertrauen in Technologie gehen sollte, sondern um ihre Verlässlichkeit. Zum anderen hat ein Projekt zur Alterspflege eindrücklich gezeigt, wie unterschiedlich ältere Menschen digitale Technologien nutzen – was häufig unterschätzt oder pauschalisiert wird.
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft?
Viele Projekte liefern konkrete Impulse für die künftige Regulierung und die technologische Gestaltung. Gemeinden, Kantone und der Bund könnten insbesondere beim Einsatz digitaler Dialogplattformen eine aktive Rolle spielen. Zudem wurden praxisnahe Tools entwickelt – um beispielsweise die Fairness von Algorithmen sicherzustellen.
Die Resultate der einzelnen Forschungsprojekte werden im Laufe des Jahres auf den jeweiligen Projektseiten publiziert. Parallel dazu arbeitet die Leitungsgruppe an einer Synthese, die die Erkenntnisse des gesamten Nationalen Forschungsprogramms übergeordnet zusammenfasst. Die Fertigstellung dieser Synthese ist auf Mitte 2026 geplant.
Modul 2 «Ethik, Vertrauenswürdigkeit und Governance»
Die Forschung erarbeitet ein besseres Verständnis darüber, wie der digitale Wandel die Vorstellungen der Menschen von ethischem Verhalten auf individueller und gesellschaftlicher Ebene beeinflusst. Sie will zeigen, wie die Digitalisierung die Vertrauenswürdigkeit verändert und wie sie ausgestaltet werden kann, damit Individuen und Gesellschaften profitieren und gleichzeitig die Vertrauenswürdigkeit, die gesellschaftlichen Werte und die Grundrechte bewahrt werden.