Die Rolle von Nachrichtenempfehlungssystemen in digitalen Demokratien
Nachrichtenempfehlungssysteme kommen auf Social Media und Online-Nachrichtenportalen zum Einsatz und empfehlen automatisierte und personalisierte Inhalte. Die Studie hat untersucht, welche Rolle diese Systeme bei der Produktion, Verbreitung und Nutzung spielen.
Projektbeschrieb
Personalisierte und algorithmische Nachrichtenempfehlungssysteme haben einen wachsenden Einfluss auf den Medienkonsum der Bürger. Langfristig verändern sie öffentliche Meinungsbildungsprozesse und die Struktur des Journalismus. Das Forschungsteam untersuchte, wie sich solche Empfehlungssysteme auf die journalistische Nachrichtenproduktion, die öffentliche Wahrnehmung von und das Vertrauen in den Journalismus auswirken. Das Projekt erforschte auch, welche Rolle eine verantwortungsvolle Gestaltung solcher Empfehlungssysteme sowohl auf der Produktions- als auch auf der Nutzungsseite spielt.
Hintergrund
Die zunehmende Automatisierung und Personalisierung von Kommunikationsprozessen in digitalisierten Gesellschaften haben eine öffentliche Debatte über die demokratischen Implikationen algorithmischer Nachrichtenempfehlungssysteme, wie sie auf sozialen Medien, Suchmaschinen oder Nachrichtenaggregationsdiensten eingesetzt werden, ausgelöst. Es mangelte jedoch an Wissen zu den Auswirkungen auf die Arbeit der Medienschaffenden, die strategischen Prozesse der Medienorganisationen und die Erwartungen und und Präferenzen des Publikums.
Ziel
Das Hauptziel dieses Projekts war es zu verstehen, wie algorithmische Nachrichtenempfehlungssysteme die Arbeit von Medienschaffenden sowie die öffentliche Wahrnehmung und das Vertrauen in den Journalismus beeinflussen. Darüber hinaus wollte das Forschungsteam evidenzbasierte Empfehlungen zur Verbesserung der Anwendung und Implementierung von Nachrichtenempfehlungssystemen im öffentlichen Interesse entwickeln.
Bedeutung
Das Projekt zeigt die vorsichtige Einführung von Nachrichtenempfehlungssystemen durch Medienorganisationen auf, die versuchen, Personalisierung mit redaktioneller Integrität in Einklang zu bringen. Es hebt die Bedeutung von journalistischen Standards, Transparenz und Benutzerkontrolle hervor, um die interne Unterstützung für neue Technologien zu fördern und das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Journalismus zu erhalten. Die Ergebnisse zeigen sowohl Chancen als auch Risiken der algorithmischen Inhaltsverteilung auf und betonen die Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Implementierung. Es plädiert für eine umfassende Bildung über Altorithmen und KI sowohl bei Medienschaffenden wie auch in der breiteren Öffentlichkeit, um Wissenslücken und Missverständnisse zu beseitigen und sicherzustellen, dass die digitale Transformation der Gesellschaft zugutekommt und öffentliche Werte gewahrt bleiben.
Ergebnisse
Drei Hauptbotschaften
- Obwohl viele Medien Empfehlungssysteme auf ihren Websites implementiert haben, bleibt ihr Einsatz experimentell und ist durch verschiedene Herausforderungen und Kompromisse gekennzeichnet. Dazu gehören die Abwägung zwischen technologischem Fortschritt und redaktioneller Integrität, die Erfüllung von Nutzererwartungen bei gleichzeitiger Wahrung der journalistischen Verantwortung und der Umgang mit dem wachsenden Einfluss von Tech-Akteuren in Redaktionen.
- Für eine bessere Akzeptanz von Nachrichtenempfehlungssystemen ist es zentral, diese Systeme in Einklang mit journalistischen Kriterien zu bringen, die Vorteile für die Nutzenden aktiv zu kommunizieren und Ängste vor Filter-Blasen und Datenmissbrauch zu entkräften.
- Mit Blick auf die Zukunft bleiben die Nutzenden skeptisch gegenüber Technologien, die auf KI und Algorithmen basieren. Vertrauen und Akzeptanz gegenüber generativer KI spiegelt diejenige gegenüber Nachrichtenempfehlungssystemen wider, was die Relevanz der Ergebnisse für künftige Technologien unterstreicht.
Originaltitel
The Role of News Recommender Systems in High-Choice Information Environments