Pflegefachkräfte vermitteln via Online-Plattformen: Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Digitale Plattformen vermitteln auch in der Krankenpflege temporäre Arbeitskräfte. Welche Auswirkungen hat dies auf Pflegequalität und Zufriedenheit der Arbeitnehmenden?

Ein interdisziplinäres Projekt untersucht, wie die Vermittlung temporärer Pflegefachpersonen auf digitalen Plattformen den Arbeitsmarkt verändert. Aber auch, welche Auswirkungen diese Form der Anstellung auf Temporärkräfte und fest Angestellten hat.

Petra Klumb. Sie beschäftigen sich in Ihrem Projekt mit «Crowdworking». Was ist das?

Crowdworking wird eine Arbeitsform genannt, bei der Unternehmen organisationsfremde Personen in den Arbeitsprozess integrieren. So nutzen sie die Crowd, die über ein Potenzial von Kompetenzen und Wissen verfügt. Begonnen hat das zum Beispiel mit Clickworkern, also mit Internetnutzern, die freiberuflich kleine Aufträge erledigen. Auch Übersetzungsarbeiten werden häufig so vergeben.

Die Herausforderung ist dabei, wie man Aufgaben und Kompetenzen sowie Verfügbarkeiten zusammenbringt.

Dafür eignen sich digitale Plattformen hervorragend. Hier stellen Unternehmen ihre Projekte ein, Arbeitnehmende ihre Fähigkeiten und Verfügbarkeiten. Ein Algorithmus prüft die Passungen.

Sie untersuchen aber nicht Arbeiten im digitalen Raum, sondern in der Krankenpflege. Funktioniert das hier gleich?

Prinzipiell ja. Unterschiede liegen darin, dass Pflegearbeit vor Ort stattfindet, dass sie hochspezialisiert und hoch interdependent ist. Sie findet also im Team statt und Fehler können schwerwiegende Konsequenzen haben.

Ist in der Pflege Crowdworking verbreitet?

Spitalinterne Pools gibt es schon seit längerer Zeit. Externe Vermittlungsplattformen sind mengenmässig zwar noch ein Randphänomen, aber gerade stark am Wachsen.

Das Projekt vereinigt drei Fachgebiete.

Das Team von Florian Liberatore von der School of Management and Law an der ZHAW untersucht arbeitsrechtliche Fragen und die Auswirkungen dieser Arbeitsform auf den Arbeitsmarkt: Gleicht sie zum Beispiel Engpässe aus? Die Forschungsgruppe um Michael Simon am Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel untersucht die Auswirkungen auf die Qualität der Pflege. Und meine Gruppe Gruppe erhebt die Perspektive der einzelnen Pflegekräfte. Also, zum Beispiel wie erleben sie ihre Arbeit, wo sehen sie Vor- und Nachteile des jeweiligen Arrangements?

Steigt die Pflegequalität, weil die eingesetzten Arbeitskräfte frischer sind? Oder sinkt sie, weil die Leute weniger Übung haben?

Das ist eine der Fragen, die wir mit dem Projekt beantworten möchten. Für beide Wirkrichtungen müssen wir offen sein. Unser Teilprojekt besteht aus mehreren Studien. Eine Online-Befragung mit Temporären, ehemaligen Temporären und Festangestellten. Und dann Momentaufnahmen im Arbeitsalltag mit Individuen und mit ganzen Teams. Welches sind die Vor- und Nachteile von Crowdwork in Bezug auf die Arbeit und auf die individuelle Lebensgestaltung? Wird eingelöst, was man sich davon verspricht? Zum Beispiel bezüglich der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Hobby. Das ist in einer solchen hochqualifizierten und homogenen Stichprobe noch nicht untersucht werden.

Interessierte für Online-Befragung gesucht

Das Forschungsteam hat Kontakte zu temporär arbeitenden Pflegefachkräften und zu ehemaligen Temporären. Gesucht sind noch Festnagestellte, die bereit sind, Auskunft zu geben.

Link zum Online-FragebogenExternal Link Icon

Projekt

Petra Klumb untersucht, welche Effekte die Vermittlung von Pflegefachkräften über digitale Plattformen auf den Stellensuchenden und den Stellenmarkt als Ganzes hat.
Petra Klumb untersucht, welche Effekte die Vermittlung von Pflegefachkräften über digitale Plattformen auf den Stellensuchenden und den Stellenmarkt als Ganzes hat. Quelle: universitas